Pi-KVM nutzen

by | Jun 23, 2021 | howto

Hersteller von Server-Hardware haben unterschiedliche Lösungen, um remote, also ohne Monitor und Tastatur, auf ihre Server zugreifen zu können. Entweder man entscheidet sich für solch einen Hersteller, oder man hat einen „Wildwuchs“ an Hardware und somit unterschiedliche Arten des Remote-Zugriffs. In diese Bresche will Pi-KVM zwar nicht schlagen – aber es ist damit möglich, zur initialen Installation und Einrichtung eine „moderne“ und einheitliche Oberfläche zu nutzen. Weiterhin kann es auf postalischem Weg zu einem Kunden versendet werden und so ohne großen Aufwand Zugriff auf die Remotekonsole bieten.

Hersteller und deren Remote-Zugriff

Diese Liste ist nicht komplett und bestimmt gab und gibt es die ein oder andere Remote-Lösung, welche hier fehlt. Meist sind diese Lösungen mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Notwendige Bausteine

Für diesen Artikel wurden folgende Komponenten verwendet [1]:

  • Raspberry Pi 4 Model B 4 GB RAM
  • SanDisk Extreme microSD 32 GB
  • Ugreen PD Fast Charger
  • Geekworm HDMI zu CSI-2 Modul
  • Uoeos VGA zu HDMI Adapter
  • HDMI auf HDMI Kabel
  • USB-C/PWR Splitter
  • 2x USB-C auf USB-C Kabel
  • USB-A auf USB-C Kabel

Installation

Für das Projekt um Pi-KVM findet sich eine gute Anleitung zur Installation der microSD Karte auf GitHub [2]. Nach dem Flashen des Images auf eine microSD Karte, bietet sich folgendes Bild:

# parted /dev/mmcblk0 print
Modell: SD SM32G (sd/mmc)
Festplatte  /dev/mmcblk0:  31,9GB
Sektorgröße (logisch/physisch): 512B/512B
Partitionstabelle: msdos
Disk-Flags:

Nummer  Anfang  Ende    Größe   Typ      Dateisystem  Flags
 1      512B    268MB   268MB   primary  fat16        lba
 2      268MB   4563MB  4295MB  primary  ext4
 3      4563MB  31,9GB  27,4GB  primary  ext4

Diese Partitionen können gemountet werden:

$ mount | grep pikvm
/dev/mmcblk0p2 on /pikvm type ext4 (rw,relatime,seclabel)
/dev/mmcblk0p1 on /pikvm/boot type vfat (rw,relatime,fmask=0022,dmask=0022,codepage=437,iocharset=ascii,shortname=mixed,errors=remount-ro)
/dev/mmcblk0p3 on /pikvm/var/lib/kvmd/msd type ext4 (rw,relatime,seclabel)

Installation online anpassen

Es ist darauf zu achten, dass das System mit read-only Dateisystemen gestartet wird. Vor einer Änderung kann mit dem Wrapper-Skript unter /pikvm/usr/local/bin/rw das Dateisystem im read-write Modus eingehängt werden. Für den umgekehrten Weg ist ebenfalls ein Wrapper-Skript vorhanden /pikvm/usr/local/bin/ro.

Installation offline anpassen

Als Erstes gilt es, die Zugangsdaten anzupassen.

SSH-Zugang

  • Passwort-Hash erzeugen
$ python3 -c "import crypt,getpass; print(crypt.crypt(getpass.getpass(), crypt.mksalt(crypt.METHOD_SHA512)))"
Password:
$6$...
  • unter /pikvm/etc/shadow dem User root zuordnen.

Web-Zugang

$ htpasswd -c /pikvm/etc/kvmd/htpasswd admin
New password:
Adding password for user admin

Statische IP-Adresse

Um eine feste IP-Adresse zu konfigurieren, kann die Datei /pikvm/etc/systemd/network/eth0.network angepasst werden.

[Match]
Name=eth0

[Network]
DHCP=no
DNSSEC=no
Address=192.168.1.21/24
Gateway=192.168.1.254
DNS=192.168.1.254

Nun ist das Webinterface des Pi-KVM unter http://192.168.1.21/ erreichbar.

ATX Menü

Um das ATX Menü auszuschalten, wird folgendes in der Datei /pikvm/etc/kvmd/override.yaml ergänzt:

kvmd:
    atx:
        type: disabled

Web-Terminal

Um das Web-Terminal auszuschalten ist folgender Befehl ausreichend:

# systemctl --root=/pikvm disable kvmd-webterm

IPMI

Für eine IPMI Konfiguration wird in /pikvm/etc/kvmd/ipmipasswd ein User mit Passwort hinterlegt und mit folgendem Befehl dem Systemstart hinzugefügt:

# systemctl --root=/pikvm enable kvmd-ipmi

# ls -la /pikvm/etc/systemd/system/multi-user.target.wants/
lrwxrwxrwx. 1 root root   41  4. Feb 11:41 kvmd-ipmi.service -> /usr/lib/systemd/system/kvmd-ipmi.service

$ ipmitool -I lanplus -U admin -P admin -H pikvm power status

Weitere Informationen zu IPMI/Redfish finden Sie unter https://github.com/pikvm/pikvm/blob/master/pages/ipmi.md

ISO als CD-ROM

Mit Pi-KVM kann ein ISO-Image als CD-ROM eingehängt werden. Dazu wird die ISO-Datei unter /pikvm/var/lib/kvmd/msd/images/ abgelegt und eine leere Datei mit demselben Namen und der Endung .complete unter /pikvm/var/lib/kvmd/msd/meta erstellt. Dies sieht wie folgt aus:

$ sudo find /pikvm/var/lib/kvmd/msd/
/pikvm/var/lib/kvmd/msd/
/pikvm/var/lib/kvmd/msd/images
/pikvm/var/lib/kvmd/msd/images/ubuntu-20.04.1-live-server-amd64.iso
/pikvm/var/lib/kvmd/msd/meta
/pikvm/var/lib/kvmd/msd/meta/ubuntu-20.04.1-live-server-amd64.iso.complete

Das ISO-Image kann im Webinterface unter Mass Storage ausgewählt und dem Zielhost angehängt werden.

Weitere Einstellungen/Anpassungen

In dem Pi-KVM-Projekt finden sich noch mehr interessante Anleitungen unter https://github.com/pikvm/pikvm#diy-getting-started, z.B.:

Idee

Für dieses Setup wird eine kabelgebundene Verbindung vorausgesetzt. Funktioniert es auch mit einem LTE-Modem und einem OpenVPN-Server? To be continued…

Bernd Müller
Bernd Müller beschäftigt sich seit 2009 bei B1 Systems mit den Themen Monitoring, Hochverfügbarkeit, Virtualisierung und Automatisierung. Weiterhin betreut er Support- und Operating-Kunden.